Ob das Leben in Australien nun besser ist als in Deutschland ist manchmal schwer zu sagen. Ich glaube man kann es zusammenfassen in “manchmal ja und manchmal nein”. In den kurzen mini-Interviews auf dieser Seite könnt ihr ein paar Einblicke bekommen, was Leute in Australien vermissen. Wann sie das Auswandern nach Australien bereut haben und was sie aus Deutschland ganz besonders vermissen.
Schwierig Freunde zu finden
“Das erste Jahr in Australien war wirklich unglaublich schwer. Da gab es schon Momente, wo ich das Auswandern nach Australien fast bereut habe. Aber nun geht’s. Das Einzige was ich vermisse sind meine Freunde aus Deutschland. Auch nach 7 Jahren hier habe ich leider noch nicht so tiefe Freundschaften gefunden, wie ich es von zu Hause mit meinen Freundinnen kenne. Es ist einfach ein Unterschied ob man sich schon seit Schulzeiten kennt oder eben nicht.”
Daniela, 35
Als Mieter hat man keine Rechte in Australien
“Wir mussten hier innerhalb des letzten Jahres zweimal feststellen, dass man sozial im Zweifelsfall schlecht abgesichert ist und als Mieter überaus wenig Rechte hat. Normalerweise sind es aber eher Kleinigkeiten, die hier in Australien manchmal nerven. Zum Beispiel gerade heute… Was denken sich etwa die Leute dabei, die bei uns waren um die Klimaanlage zu richten, auf gut Glück erstmal ein Riesenloch mitten in die Decke zu sägen und das dann so zu hinterlassen?
Ich glaube man kann nicht direkt sagen, dass ich das Auswandern nach Australien bereut habe, aber ich denke mir schon sehr oft sowas wie “das wäre in Deutschland so nicht passiert”. Manche Dinge laufen in Australien einfach anders.”
Christian, 41
Keine gute Kranken- und Rentenversicherung in Australien
“Ich habe es nicht direkt bereut nach Australien ausgewandert zu sein weil mein Partner Australier ist. Wir hatten aber eigentlich von Anfang an abgesprochen, dass wir irgendwann wieder nach Deutschland ziehen. Ich bin im Gegensatz zu ihm sehr heimatverbunden. Meine ganze Familie wohnt in Deutschland. Auch nach 6 Jahren in Australien kann ich mir nicht vorstellen, für immer hier zu bleiben. Ich vermisse meine Heimat und die deutsch Kultur wie zum Beispiel den Weihnachtsmarkt und auch meine engsten Freunde, die alle in Deutschland wohnen. Australien ist ein tolles Land, aber ich finde für ein westliches erste-Welt-Land sind Dinge wie die Krankenversicherung, Rentenversicherung und die generelle soziale Absicherung eine Katastrophe.
Es ist gut, wenn man wie wir jetzt Mitte 30 ist, gesund ist und Arbeit hat. Wenn man allerdings alt, krank oder arbeitslos ist, dann ist das nicht so einfach in Australien. Ich musste schon nach Deutschland fliegen als ich ein Mal sehr krank war und hier in Australien über ein Jahr auf einen Termin beim Spezialisten hätte warten sollen. In Deutschland, wo ich noch freiwillig in meine gesetzliche Krankenkasse einzahle, habe ich 2 Wochen gewartet auf den Arzttermin. Es ist natürlich für jeden anders und immer nur eine persönliche Bestandsaufnahme, aber selbst mein australischer Partner, der Europa inzwischen kennt, fragt sich, ob er hier alt werden möchte.”
Corinna 35
Ich vermisse die Kultur
“Was ich wirklich sehr hier in Australien vermisse ist die Kultur. Ich komme vom Dorf, wo ich normalerweise einen großen Gruppen bzw. Gemeinde Community Spirit habe. Sowas habe ich hier in Australien noch nicht gefunden. Vor allem vermisse ich Karneval, Oktoberfest, den Weihnachtsmarkt, das Maibaum aufstellen.
Anja, 28
Was wird aus meinen Eltern?
“Das Auswandern nach Australien bereue ich überhaupt nicht. Allerdings vermisse ich meine Eltern sehr stark. Ich mache mir sehr viele Gedanken darüber, wie es wird wenn sie älter werden und vielleicht einmal krank sind. Wenn ich daran denke hab ich ein wenig ein schlechtes Gewissen weil ich weiß, dass ich dann eventuell nicht für sie da sein kann.”
David, 43
Was tun wenn Familienmitglieder plötzlich krank werden?
“Ich habe es zwischenzeitlich schon einmal extrem bereut, nach Australien ausgewandert zu sein. Das war, als meine Mutter sehr überraschend verstorben ist. Es ging alles so schnell. Mittwochs ins Krankenhaus wegen ein paar Beschwerden. Man wollte sie mal gründlich durchchecken. Bis Freitag war alles ok und mein Onkel, der selber Arzt ist, hat mir geraten die Testergebnisse abzuwarten. Ab Sonntag ging es schlagartig bergab und am Montag Morgen ist sie verstorben. Sie hat ihren Enkel leider nur 2 Mal getroffen.
Ein anderes Mal habe ich an der Entscheidung ausgewandert zu sein sehr gezweifelt, als ich 6 Monate arbeitslos war. Ansonsten bereue ich es nicht aber was ich sehr vermisse sind meine alten Freunde.”
Ulli, 53
Reisen ist teuer weil alles weit weg ist
“Ich reise für mein Leben gern, nur ist von Australien aus gesehen quasi alles weit weg und das Reisen ist teuer. In Australien habe ich alles, was mich interessiert, gesehen. Mich berührt das Land nicht (mehr). Zum Glück kann sich mein Mann einen Rückzug vorstellen.”
Dagmar, 40
Ich vermisse den Schnee
“Was ich am allermeisten hier in Australien vermisse ist so ein richtig weißer Winter. Also, dass es nicht nur nasses, kühles Wetter gibt wie im Winter hier in Perth, sondern, dass man mal wieder einen Schneemann bauen kann. So einen richtigen Winter mit Schneeschippen, Glühwein, Kaminfeuer und allem, was dazugehört.”
Stefan, 29
Karriere-technisch schwierig
“Ich habe das Auswandern nach Australien schon öfter bereut. Für mich ist es hier in Melbourne ein ständiges Kämpfen. Das geht sei 4 Jahren so. Das Leben in Melbourne kann schon sehr schön sein, aber Karriere-technisch wird es mir sehr, sehr schwer gemacht. Die Berufserfahrung in Deutschland zählt quasi nichts und auch die Ausbildung ist hier nicht so sehr anerkannt. Ich muss mich in meinem Beruf quasi nochmal ganz von unten hocharbeiten. Deshalb weiß ich auch nicht, wie lange ich noch hier bleiben soll.”
Tobi, 32
Ich schaffe es einfach nicht mich in Australien einzuleben
“Ich bin erst seit 8 Monaten in Australien. Mein Freund ist Australier und sah weder in England noch Deutschland, wo wir die letzten 3 Jahre gelebt haben, eine Perspektive. Ich habe sowohl meinen Traumjob als Hauptschullehrerin als auch meine geliebten bayerischen Berge aufgegeben, um mit ihm nach Down Under zu ziehen. Hier habe ich aber relativ schnell bemerkt, dass ich mich in Australien nicht richtig einleben kann.
Die Gründe sind vielfältig. Ich bekomme keine Anstellung als Lehrerin und unterrichte nun etwas, das ziemlich schlecht bezahlt ist. Hobbys wie skifahren, wandern und klettern kann ich hier nicht richtig ausüben. Mir fehlen meine Freunde und auch die Intensität der Freundschaften ist hier anders. Ich vermisse meine Familie, die deutsche Kultur und verschiedene Bräuche.
Auch mit den australischen Arbeitsverträgen (z.B. den Krankentagen) und dem Krankensystem kann ich mich nicht so richtig anfreunden. Ich bin eigentlich täglich am grübeln, ob ich hier bleiben soll oder wieder zurück nach Deutschland ziehen soll. Die meisten Freunde und auch die Familie meines Freundes haben relativ wenig Verständnis. Von ihnen kommt oft nur so etwas wie: “Die Sonne scheint jeden Tag, du wohnst direkt am Meer, was willst du denn noch mehr?”. Diese Aussagen haben es eher noch schwieriger für mich gemacht. Es steht im Prinzip nun die Entscheidung im Raum bei meinem Freund zu bleiben und eine Familie zu gründen oder wieder nach Hause nach Deutschland zu ziehen. Das raubt mir einfach den Schlaf.
Ich fühle mich manchmal in Perth “eingesperrt” weil ich es eben vorher gewohnt war, innerhalb von 3 Minuten in Österreich und innerhalb von wenigen Stunden in Kroatien, Italien oder am Münchner Flughafen zu sein. Ich versuche aktuell das Beste aus der Situation zu machen weil ich mir nicht eines Tages vorwerfen will, es nicht versucht zu haben. Letztendlich ist keine Entscheidung auch eine Entscheidung.”
Lena, 30