Sabrina (29) hat es geschafft einen gesponserten Job in Australien zu finden – von Deutschland aus! Sie hat sich bei der Suche vor allem auf deutsche Firmen mit Sitz in Australien konzentriert. Seit einiger Zeit arbeitet sie jetzt als Marketing Coordinator bei einer Firma, die holzverarbeitende Maschinen herstellt.
Du bist ja inzwischen schon über ein halbes Jahr in Sydney. Wie hat sich das bei dir ergeben, dass du beruflich in Australien gelandet bist?
Sabrina: Nach dem Studium bin ich als Backpacker losgezogen und war mit dem Working Holiday Visum für fast zwei Jahre in Australien. Mein Freund und ich hatten dann aber beschlossen eine Zeit lang nach Europa zu gehen, von dem her hatte ich mich gar nicht um ein weiteres Visum für Down Under gekümmert.
Die Beziehung ging leider in die Brüche und ich habe mich dann erst mal neu auf Stellen in Deutschland beworben. Parallel dazu habe ich auch nach Jobs in Australien Ausschau gehalten. Ich habe viel recherchiert welche Möglichkeiten es gibt um wieder zurück zu gehen und hatte mich auch über das Studentenvisum informiert. Weil ich ja aber schon studiert und meinen Master hatte, ist das Visum für mich nicht in Frage gekommen. Es hätte einfach keinen Sinn gemacht.
“Jetzt nochmal studieren? Nur, damit ich nach Australien kann? Totaler Quatsch.”
Was für einen Abschluss hast du denn genau?
Sabrina: Ich habe Magister studiert mit Englisch im Hauptfach, Journalistik und Sport im Nebenfach. Nach einer langjährigen Journalisten-Laufbahn habe ich mich dann aber mehr auf Marketing und PR spezialisiert.
Wie hast du es denn geschafft von Deutschland aus an den Job in Australien zu kommen?
Ich habe circa 150 Initiativbewerbungen von Deutschland aus verschickt. Dabei habe ich mich aber nicht bei irgendwelchen Unternehmen beworben, sondern mich auf deutsche Firmen mit Sitz in Australien konzentriert.
“Man muss ja versuchen irgendeinen Vorteil daraus zu ziehen, dass man Deutsch sprechen kann.”
Es gibt von der Australisch-Deutschen Handelskammer, der AHK, eine Liste mit deutschen Firmen in Australien inklusive E-Mail Adressen von Ansprechpartnern. Bei den Kontaktadressen sind zwar einige manchmal nicht mehr aktuell – bei mir sind glaube ich 50 Emails zurückgekommen weil die Email Adresse nicht mehr existierte – aber es lohnt sich trotzdem. Die Liste kostet 25 Euro ($35) und wird soweit ich weiss alle 2 Jahre aktualisiert. Jedenfalls habe ich mir dort einfach ein paar Firmen rausgesucht und mich beworben und dann dadurch auch meine jetzige Stelle gefunden.
“Nach deutschen Firmen in Australien zu suchen ist eigentlich das Beste was man machen kann.”
Hattest du direkt in den Bewerbungen erwähnt, dass du gesponsert werden müsstest?
Sabrina: Nein, ich denke das wäre zu meinem Nachteil gewesen, daher habe ich überhaupt nichts vom Visum geschweige denn Sponsorship erwähnt. In meinem australischen Lebenslauf hatte ich weder eine Adresse angegeben noch Foto, nur meinen Namen, meine E-Mail Adresse und eine australische Handy Nummer. Die hatte ich zum Glück noch und habe die Nummer durch eine Skype Festnetznummer umleiten lassen, so dass ich dadurch erreichbar war. Ich war zum Zeitpunkt der Bewerbung ja in Deutschland und wollte es einfach nicht zu offensichtlich machen, dass ich nicht in Australien vor Ort bin.
Als ich eine Rückmeldung von meiner jetzigen Firma auf meine Bewerbung bekam, ist natürlich trotzdem recht bald die Frage aufgekommen wo ich denn momentan sei und ob ich ein Visum habe. Glücklicherweise hat das alles aber gar keine so große Rolle gespielt wie ich befürchtet hatte. Mein jetziger Chef war dann im September 2013 beruflich in Deutschland unterwegs, so dass ich die Chance hatte, ihn dort für ein Interview zu treffen. Das war 6 Wochen nach meiner Bewerbung.
Das Vorstellungsgespräch lief sehr gut und ich habe gleich ein paar deutsche Kollegen kennengelernt. Innerhalb von ein paar Wochen habe ich dann die Zusage für die Stelle bekommen und hatte auch den Vertrag relativ bald in der Tasche. Ich bin dann offiziell Mitte Januar angestellt worden und hatte sogar noch eine zweiwöchige Einarbeitung in Deutschland. Anfang Februar 2014 bin ich dann in Sydney eingereist.
Ist die Firma bei der du arbeitest recht gross? Was machen die genau?
Sabrina: Das Unternehmen stellt holzverarbeitende Maschinen her und hat weltweit circa 5000 Mitarbeiter, wovon die Meisten natürlich in Deutschland bzw. Europa arbeiten. Das Office hier in Sydney ist nicht besonders groß, ich bin die Einzige im Marketing. Die restlichen Mitarbeiter sind Service Techniker, also Ingenieure, die die Maschinen in stand halten und Verkäufer.
Haben die dich dann quasi mitunter eingestellt, weil du Deutsch sprechen kannst?
Sabrina: Das haben sie nie so direkt gesagt aber es macht natürlich Sinn für die Firma, weil ich jeden Tag über E-Mails oder Telefon mit Deutschland kommuniziere. Es ist schon einfacher sich mit jemandem in seiner Muttersprache zu unterhalten. Noch dazu kennen mich die Meisten in Deutschland jetzt ja persönlich weil ich dort eingearbeitet wurde. Dadurch ist es schon einfacher sich abzustimmen. Als Deutscher teilt man ja außerdem doch auch einige Charakterzüge oder Arbeitsweisen. Alles in allem ist das Büro bei uns aber ziemlich Multi-Kulti mit Leuten aus China, von den Philippinen, aus Afrika und Neuseeland.
Ich hatte auch einfach viel Glück bei der Jobsuche und war quasi zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Meine Firma ist weltweit tätig und jede Tochterfirma in jedem Land hatte schon jemanden fürs Marketing, nur Australien nicht. Von dem her hat sich das ganz gut ergeben.
Hast du das Gefühl die Work-Life Balance ist jetzt besser für dich in Australien als in Deutschland?
Sabrina: Der Lifestyle hier ist schon toll, in Deutschland war es mir irgendwie oft ein bißchen zu Job-fixiert. Du hast ja wahrscheinlich auch letztens von dieser Umfrage gehört über die lebenswertesten Städte der Welt und Melbourne ist in Folge von 4 Jahren auf Platz 1 gelandet. Adelaide, Sydney und Perth waren auch in den Top-Ten. Das wundert mich überhaupt nicht wenn ich daran denke, was wir gerade für einen traumhaften ‘Winter’ hatten.
“Ich fahr nur ein paar Meter raus und habe das vor der Haustür, wo andere Leute Geld für einen Urlaub ausgeben.”
In Sydney hat man auch so viele Unternehmungsmöglichkeiten, das ist so toll. In Frankfurt hatte ich am Wochenende lange nicht so viele Optionen. Wenn das Wetter hier schön ist dann bin ich nie zu Hause, ich bin immer draußen unterwegs. Dadurch empfinde ich die Lebensqualität hier als extrem hoch.
Auf der anderen Seite gibt natürlich aber auch viele Sachen, die an Deutschland super sind. Gerade wenn es um Familienunterstützung geht und so weiter wird hier in Australien lange nicht so viel gezahlt. Auch das System mit der Krankenversicherung finde ich in Deutschland besser. Ich schliesse auch gar nicht aus, dass ich nicht vielleicht doch irgendwann mal zurück gehe. Man weiss ja nie wie das Leben spielt.
Hattest du dich damals eigentlich online über das 457 schlau gemacht, bzw. war es das einzige Visum, das für dich in Frage gekommen ist?
Sabrina: Ich wusste eigentlich schon ganz gut Bescheid, weil ich auch viel von anderen Leuten darüber gehört habe. Natürlich habe ich mich aber auch online informiert welche Visas für mich in Frage kommen. Als ich eine Rückmeldung von meiner jetzigen Firma bekommen habe, hatte ich schon das 457 im Auge und wusste, dass ich einen Sponsor brauche. Es war eigentlich das einzige Visum, das richtig für mich in Frage kam.
Ging das mit der Firma und dem 457 über einen Einwanderungsanwalt?
Sabrina: Ja, genau. Die Firma hat einen Anwalt der sich darum kümmert, das war total unproblematisch für mich. Durch meine Recherche wusste ich in etwa was auf mich zukommt und welche Dokumente man einreichen muss. Das Meiste ging über E-Mail, ein paar Sachen musste ich einschicken und damit war alles geregelt. Einen Medical Check oder ähnliches habe ich nicht gebraucht und den IELTS Englischtest habe ich auch nicht einreichen müssen, durch meinen Master in Englisch. Meine Firma hat die kompletten Kosten für das Visum übernommen.
Weißt du noch wie lange die Visumsbeantragung gedauert hat? Also vom Datum der Einreichung bis du die Bestätigung hattest?
Sabrina: Ich glaube das waren 4 Wochen. Eingereicht hatten wir es Ende Oktober und Ende November hatte ich es dann. Es ging relativ fix.
Wie lief das bei dir mit der Gehaltsverhandlung?
Sabrina: Mein jetziger Chef hatte mich damals bei dem Interview in Deutschland gefragt, was ich mir gehaltlich so vorstelle. Dummerweise hatte ich damals gar nicht so richtig Ahnung, wieviel man verdienen sollte und habe die minimale Gehaltsgrenze auf dem 457 erwähnt. Da hat er mich nur angeschaut und hat angefangen zu lachen. Er meinte dann, dass man davon in Sydney ja nicht leben kann. Zu dem Zeitpunkt war aber auch noch gar nichts klar bezüglich Vertrag oder so. Als es darum ging den Arbeitsvertrag zu unterschreiben, hatte die Firma mir einen Gehaltsvorschlag eingetragen mit Staffelung nach oben innerhalb von einem halben Jahr. Ich habe mich dann auch bei Leuten, die in Australien leben, erkundigt ob das Gehalt ok ist und es meinten alle die Stelle sei gut bezahlt. Von dem her hat das für mich gepasst und ich habe das Gefühl, es ist alles sehr fair gelaufen. Im Vergleich mit dem Gehalt in Deutschland denke ich schon, dass ich hier mehr verdiene, trotz höherer Ausgaben.
Hast du einen Tipp für Leute die sich für ein 457 Visum interessieren zwecks Jobsuche und Bewerbung?
Sabrina: Auf jeden Fall dran bleiben und Geduld haben. Ich denke es hängt auch immer sehr an der jeweiligen Profession wie einfach man einen Sponsor findet.
“Wenn man einen Office Job hat würde ich sagen, probiert es auf jeden Fall bei deutschen Firmen.”
Es ist natürlich für beide Seiten ganz gut wenn man die Sprache kann und die jeweiligen Arbeitsweisen kennt.
“Ganz wichtig ist auch, dass sowohl CV als auch Cover Letter auf australischem Standard sind und keine Rechtschreibfehler enthalten.”
Ich hatte mir damals ein e-Book gekauft, in dem alles ganz gut mit Vorlagen und Beispielen beschrieben war. Ich denke wenn man so ein bißchen seine ‘Hausaufgaben’ macht, dann ist das schon mal viel wert.
Es ist aber schwer sich von Deutschland aus zu bewerben und auf jeden Fall besser, wenn man schon in Australien ist. Ich glaube es ist am besten mit dem Touristen Visum, oder mit dem Working Holiday wenn man das noch bekommen kann, einzureisen und sich dann vor Ort zu bewerben. [Siehe dazu auch: Der Beste Weg zum 457 Visum für Leute unter 31] Das hat den Vorteil, dass man dann sofort zu den Interviews gehen kann. Natürlich kann es auch klappen wenn man sich von Deutschland aus bewirbt, so wie bei mir, aber die Chancen sind wesentlich geringer.
“Wenn ihr die Möglichkeit habt, dann bewerbt euch auf jeden Fall direkt in Australien statt aus dem Ausland.”
Mehr über Sabrinas Zeit in Australien könnt ihr auch auf ihrem Travelblog, Brine-on-tour, nachlesen.
Ein Kommentar
Hi, ich würde gerne mit Sabrina in Kontakt treten, da uns eine ähnliche Geschichte verbinden wird (ich folge ihren Spuren) und würde mich über einen Austausch mit ihr freuen! 🙂