Rebecca (34) hat ihren Sponsor in Perth innerhalb von 10 Tagen gefunden. Als Zahntechnikerin mit jahrelanger Arbeitserfahrung hat sie damit gepunktet, sich direkt persönlich bei mehreren Laboren vorzustellen und ihren CV abzugeben. Nachdem sie das 457 Visum erfolgreich alleine (von Deutschland aus) beantragt hat, arbeitet sie inzwischen seit 3 Jahren beim gleichen Arbeitgeber und hat vor kurzem die permanente Aufenthaltserlaubnis (Permanent Residency) in Australien erhalten.
Wann warst du denn das erste Mal in Australien?
Rebecca: Ich bin 2008 / 2009 mit einem Working Holiday Visum durch Australien gereist. Dabei war ich längere Zeit in Perth und hatte im Hostel einen Haufen Leute kennengelernt, von denen viele auch in der Gegend geblieben sind. Mit einigen davon hatte ich, als ich nach meiner Reise zurück in Deutschland war, auch immer noch Kontakt und ich dachte mir oft, dass es total toll wäre, wieder zurück nach Australien zu gehen.
Mein neuer Job in Deutschland gefiel mir nicht besonders, weshalb ich mich recht schnell von einer guten Freundin überzeugen ließ, als sie eines Tages anrief und sagt: “Rebecca, Deutschland kotzt mich total an, lass uns gehen.” Wir haben uns dafür entschieden zusammen nach Neuseeland zu reisen und dort habe ich auch Arbeit in meinem Beruf als Zahntechniker gefunden. Nachdem sich die Jobsuche dort recht einfach gestaltet hat, habe ich mich gefragt, ob ich vielleicht auch gute Chancen hätte, in Australien einen Sponsor zu finden.
Von Neuseeland aus, wo ich übrigens auch mit einem Working Holiday Visum war, habe ich dann versucht, mich über australische Visas schlau zu machen und habe auch versucht herauszufinden, ob ich mich als Zahntechniker in Western Australia registrieren lassen müsste. Ein netter Herr von der Australian Dental Association hat mir am Telefon erklärt, dass dies nicht der Fall ist.
“Ich bin dann einfach mit einem Touristenvisum nach Perth geflogen und habe angefangen nach Arbeit zu suchen.”
Wie… Und dann hast du einfach so jemanden gefunden der gesagt hat “Klar, kein problem, wir sponsern dich”?
Rebecca: (lacht) Ja, so ungefähr. Ich habe mir einfach aus den gelben Seiten rausgeschrieben, wo die ganzen Labore sind, habe sie mir auf einer Stadtkarte eingetragen und mir dann Routen festgelegt, in welcher Reihenfolge ich sie abklappere. Das habe ich dann 6 oder 7 Tage lang gemacht. Ich bin einfach zu den Labors mit meinem CV hingefahren, habe mich persönlich vorgestellt und gefragt, ob sie momentan jemanden suchen. Bei der Gelegenheit habe ich auch immer sofort erwähnt, dass ich ein Sponsorship bräuchte.
Viele haben dann natürlich gefragt wo ich herkomme und ich habe ihnen von meiner Ausbildung erzählt und dass ich 11 Jahre Arbeitserfahrung in Deutschland habe. Ich hatte das Gefühl es ist auch immer ganz gut angekommen, wenn ich erwähnt habe, dass ich auch ein Jahr in Neuseeland gearbeitet habe.
Direkt am ersten Tag meiner Suche war ich bei einem Labor und bekam dort einen Kontakt von einer Firma, die angeblich einen Zahntechniker suchte. Ich habe dann direkt dort angerufen und bekam einen Vorstellungstermin in der kommenden Woche. Allzu grosse Hoffnungen hatte ich aber nicht, denn so ziemlich alle Leute in den anderen Dental Laboren, zu denen ich danach noch gefahren bin, haben mir gesagt: “Ne, keine Chance, zur Zeit ist es ganz schwierig Arbeit zu bekommen und ein Sponsorship ist quasi unmöglich.”
Das hat mich ziemlich runtergezogen.
Natürlich habe ich meinen Vorstellungstermin in der kommenden Woche trotzdem wahrgenommen. Gleich am Anfang bekam ich auch dort noch einmal gesagt, dass sie eigentlich niemanden suchen, obwohl das andere Labor ja das Gegenteil behauptet hatte. Mir wurde gesagt ich könne aber trotzdem am gleichen Tag einfach einmal Probearbeiten. Das habe ich dann auch gemacht und Abends, nachdem sich mein Chef kurz mit seinem Manager besprochen hatte, wurde ich ins Büro gerufen und bekam die Stelle angeboten.
Ich war natürlich total überrascht. Wir haben dann noch übers Gehalt gesprochen und das wars. Danach habe ich sofort meine Eltern angerufen.
“Ich habe jemanden, der mich sponsern will!”
Ich kann dir gar nicht sagen wie happy ich war. Ich konnte gar nicht fassen, dass ich es tatsächlich geschafft hatte einen Sponsor zu finden und das auch noch in so kurzer Zeit! Insgesamt hatte ich für die Jobsuche auch nur 6 Wochen, weil ich dann kein Geld mehr gehabt hätte und auch schon einen Rückflug von Perth nach Frankfurt gebucht hatte. Ich hatte mir gedacht, wenn ich in der Zeit keine Stelle in Australien finde, dann soll es halt nicht sein und dann fliege ich einfach zurück nach Hause und suche mir dort was Neues.
Du hast ja gerade gesagt ihr habt dann direkt nach der Probearbeit über das Gehalt verhandelt. Ich kann mich noch erinnern, dass ich (in der gleichen Situation) gar nicht so genau wusste, wie viel ich eigentlich verlangen soll. Ich habe daher eher niedrig gepokert am Anfang, wie war das bei dir?
Rebecca: Ich hatte bei der Gehaltsverhandlung auch keine Ahnung was ich verlangen kann. Ich hatte online überhaupt keine Infos dazu gefunden, Zahntechniker gibt es anscheinend einfach nicht viele. Im Endeffekt hätte ich wahrscheinlich mehr verlangen können aber eigentlich war es mir auch gar nicht so wichtig. Für mich war die Hauptsache, dass ich erst mal in Australien bleiben kann und der Rest war nebensächlich.
Wie lange hat es insgesamt gedauert bist du die Stelle gefunden hattest?
Rebecca: Nach 10 Tagen suchen hatte ich das Stellenangebot.
In meiner restlichen Zeit in Perth habe ich dann noch schnell den IELTS Englischtest gemacht, den ich ja eh für den Visumsantrag brauchte. Alles was ich dann noch machen musste, war auf das Ergebnis warten und mich mit den restlichen Unterlagen von Deutschland aus auf das 457 Visum bewerben.
Hast du und die Firma das Visum ganz allein beantragt oder hattet ihr euch einen Immigration Agent genommen? Woher wusstest du welche Unterlagen du einreichen musstest?
Rebecca: Prinzipiell lief die Beantragung ohne Einwanderungsanwalt. Die meisten Informationen, die ich Anfangs über das 457 hatte, kamen von Bekannten, die das Visum auch mal beantragt hatten. Das hat es mir ein bißchen leichter gemacht. Auf der Government Seite muss man sich immer erst mal durchwühlen bis man das findet, wonach man sucht.
“Was mir damals sehr geholfen hat, war ein einstündiges Gespräch mit einem Immigration Agent.”
Der wollte etwas über $100 dafür, hat mir aber auch sehr gute Tipps für die Visumsbeantragung gegeben. Ich hatte mir meine ganzen Fragen schon aufgeschrieben und habe sie einfach eine nach der anderen gestellt.
Das Gute war außerdem, dass die Firma, die mich sponsert wollte, das schon mal gemacht hatte und dementsprechend schon ein Certified Sponsor war. Meine Chefin hat sich um ihren Teil des Antrags gekümmert und mir dann einfach die Job Nomination Nummer gegeben, die ich wiederum bei meinem Antrag angeben musste.
Ich saß dann bei meinen Eltern im Büro und habe mich erst mal durchgearbeitet und alle Dokumente zusammengesammelt. Einige Unterlagen von meinem Beruf und meine Geburtsurkunde hatte ich schon in Australien übersetzen lassen. Man braucht dafür ja extra einen anerkannten NAATI Certified Translator (National Accreditation Authority for Translators and Interpreters). Ich dachte mir, der ist bestimmt einfach vor Ort zu finden und hatte mich deshalb schon in Australien darum gekümmert.
An Dokumenten brauchte ich nur den IELTS Englischtest, mein Abschlusszeugnis von der Berufsschule, meine Geburtsurkunde, meinen Reisepass und die Zeugnisse von meinen Chefs in Deutschland von den letzten 10 Jahren. Ich habe die Referenzen, die ich in Deutschland bekommen habe einfach übersetzten lassen und angehängt. Natürlich auch das Arbeitszeugnis von dem Jahr in Neuseeland. Den Medical Check brauchte ich für das 457, laut dem Immigration Agent mit dem ich mich unterhalten hatte, nicht. Um das Visum zu beantragen, musste ich dann alle Dokumente einscannen und den Antrag online wegschicken.
Für deinen späteren Antrag der Permanent Residency hast du den Medical Check aber gebraucht, oder? Was genau checken die denn da und wieviel kostet sowas?
Rebecca: Die haben einen X-Ray vom Oberkörper gemacht, Blut abgenommen und meinen Puls und so gecheckt. Eigentlich ist es einfach nur ein genereller, kurzer Check-up. Innerhalb von 1 1/2 Stunden ist man da durch, zahlt aber trotzdem ca. $300. Keine Ahnung warum das so teuer ist.
Wann hast du den Antrag für das 457 Visum denn dann eingereicht und wie lange hat es gedauert bis du die Bestätigung hattest?
Rebecca: Ich habe es Ende November 2011 eingereicht und ein paar Tage später bekam ich direkt eine Rückmeldung vom Immigration Department. Sie machten mich darauf aufmerksam, dass ich vergessen hatte, meinen Reisepass einzuscannen. Ich habe ihnen das fehlende Dokument dann einfach geschickt und einen Tag später bekam ich die Bestätigung für das Visum per Email. Die ganze Beantragung hatte meinerseits demnach insgesamt nur 10 Tage gedauert. Ende Januar 2012 habe ich dann angefangen in Perth zu arbeiten.
Nach 3 Jahren bist du jetzt immer noch bei der Firma, die dich gesponsert hat. Bist du glücklich mit dem Angestelltenverhältnis, so wie es momentan ist?
Rebecca: Ja auf jeden Fall, ich hab echt total Glück gehabt. Unsere Firma ist ziemlich klein, wir sind ungefähr 10 Leute inklusive meinem Chef und seiner Frau. Mir gefällt, dass wir sehr international aufgestellt sind mit zwei Koreanern, einem Schotten, zwei Engländern und mir als Deutschen. Alle anderen sind Australier.
“Mein Chef ist total nett und kam, nachdem ich 2 Jahren für ihn gearbeitet hatte, auch von sich aus zu mir und wollte mich für die Permanent Residency nominieren. Seit 2 Monaten habe ich jetzt die permanente Aufenthaltserlaubnis.”
Yaaay! Glückwunsch!! Das ist das Gute beim 457, der Fast Track zur PR nach 2 Jahren.
Rebecca: Danke! Oh Mann, wenn ich dir das hier jetzt nochmal alles so erzähle, wird mir eigentlich gerade erst klar, dass wirklich alles wie am Schnürchen geklappt hat.
“Wenn man einen guten Sponsor findet, dann ist das 457 eine echt gute Sache.”
Ich habe die Permanent Residency übrigens auch komplett selber beantragt. Das ging alles recht einfach übers Internet auf der Seite des Immigration Departments. Die PR fand ich sogar etwas einfacher zu beantragen als das 457, weil bei dem online Account, den du anlegen musst, eigentlich inzwischen alle Dokumente aufgelistet sind, die du brauchst. Es ist echt gut strukturiert.
Hast du schon einen Plan, wie lange du in Australien bleiben willst? Vielleicht sogar für immer?
Rebecca: Ich kann mir schon vorstellen, dass ich irgendwann mal zurück nach Deutschland gehe. Mein Plan ist, eventuell die doppelte Staatsbürgerschaft zu beantragen, damit wäre ich dann flexibel. Natürlich muss ich dafür erst mal noch circa ein Jahr oder so auf der Permanent Residency sein und hier arbeiten bevor das geht. Über die Details mache ich mir aber dann Gedanken, wenn es soweit ist.
Ich habe 5 Jahre lang in Augsburg gewohnt, bevor ich nach Australien gekommen bin. Dort fand ich es total toll und kann mir auch vorstellen, nochmal dort hinzuziehen, falls ich zurück nach Deutschland gehe.
Wenn du Deutschland und Australien vergleichst… was ist gut und was vermisst du von zu Hause? Wie empfindest du die Lebensqualität im Vergleich zu Deutschland?
Rebecca: Also mein Einkommen ist hier auf jeden Fall besser als in Deutschland, dort verdient man als Zahntechniker nicht viel. Für mich persönlich ist die Lebensqualität momentan in Australien höher. Natürlich ersetzt das bisschen mehr Geld aber nicht die Nähe zu Freunden und Familie.
“Außerdem vermisse ich irgendwie das ‘Deutsche’… so etwas wie alte Häuser, etwas kulturelles.”
Ein Minus sind für mich hier die ganzen Viecher. Die Kakerlaken, die Spinnen, das finde ich fürchterlich. Da bin ich jedes Mal kurz davor einen Flug nach Hause zu buchen. (lacht) Vor einer Woche habe ich so ein Spray gekauft und eine Barriere vor meiner Tür gesprüht und dann sehe ich gestern, wie eine riesen Kakerlake einfach drüber läuft. Da muss ich mir wohl nochmal was anderes überlegen…
Ein grosser Unterschied ist auf jeden Fall auch das Arbeitsklima. Man sagt ja immer, Australien ist so easy-going und ich muss sagen, bei meiner Firma ist es auch wirklich viel relaxter als bei meinen vorherigen Jobs in Deutschland. Für meinen Geschmack ist es manchmal schon fast ein bisschen zu easy-going. Die meisten Angestellten haben oft ihr Handy draußen und schreiben private SMS oder surfen zwischendurch mal auf Facebook. In Deutschland wäre das so definitiv überhaupt nicht möglich gewesen.
Das sind natürlich nur ein paar Beispiele, die mir auf die schnelle einfallen. Pro und Kontra halten sich eigentlich immer irgendwie die Waage, wenn ich Deutschland mit Australien vergleiche. Wenn ich hier bin vermisse ich Deutschland aber wenn ich in Deutschland bin dann vermisse ich auch Australien.
Hast du einen Tipp für Leute, die ein 457 beantragen wollen?
Rebecca: Ich würde sagen einfach den eigenen CV ausdrucken und ‘Klingel putzen’ gehen. Nicht nur anrufen, sondern persönlich hingehen und sich vorstellen. Am Telefon haben mich viele sofort abgewimmelt und gesagt “Nein, wir haben keine Jobs”, aber als ich persönlich da war, hatte ich eine viel bessere Erfolgsquote. Wäre ich nicht zu jedem Labor hingegangen, hätte ich auch wahrscheinlich nie den Kontakt zu meinem jetzigen Arbeitgeber bekommen.
“Nicht aufgeben. Du brauchst nur einen Job und nicht zehn.”
Ein Kommentar
Hallo Chrissy,
ich habe gerade den Bericht über Rebecca gelesen und wollte fragen, ob Du vielleicht den Kontakt zu ihr für mich herstellen könntest. Ich bin nämlich auch Zahntechnikerin und auf der Suche nach einem Sponsor, allerdings für das Visum 187 (Regional employer sponsored), da meine Berufsanerkennung leider abgelehnt wurde. Ich hatte das Ganze zusammen mit einer Agentur gemacht, dementsprechend viel Geld gezahlt, aber trotzdem ist da irgendwas schief gelaufen. Und da ich bereits 36 Jahre alt bin und es mit einem Revisionsverfahren für meinen Visumsantrag zeitlich eng werden könnte, empfiehlt mir die Agentur es nun auf diesem Wege zu versuchen. Also es wäre toll, wenn Du den Kontakt herstellen könntest, denn vielleicht kennt sie jemanden, außerhalb von Sydney, Melbourne oder Brisbane, der eine deutsche Zahntechnikerin einstellen würde. Viele Grüße, Tine