Wie schreibt man einen australischen Lebenslauf?

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Wie schreibt man eine Bewerbung in Australien wenn man noch relativ neu im Land ist und keine Referenzen vorzuweisen hat? Wie strukturiert man den Lebenslauf am besten und wie listet man Qualifikationen, Achievments und Arbeitserfahrung? In diesem Artikel fasse ich kurz zusammen, was man als deutscher Auswanderer wissen sollte, wenn man sich auf Jobs in Australien bewirbt.



Was gehört zur australischen Bewerbung?

Zu einer australischen Bewerbung gehört dein Resumé / CV (Lebenslauf) und ein Cover Letter (Anschreiben). Der Lebenslauf hat dabei ein etwas anderes Format als es in Deutschland üblich ist. Er wird ausführlicher geschrieben und enthält weder ein Foto noch euer Alter. Das Anschreiben sollte relativ kurz gehalten sein (ca. eine halbe DIN 4 Seite) und eure Begründung enthalten, warum ihr der perfekte Kandidat für die Stelle seid und welche Qualifikationen ihr mitbringt.

Heißt der australische Lebenslauf nun CV (Curriculum Vitae) oder Resumé?

Streng genommen richtet sich das Wording nach der Länge des Lebenslaufs. Der Resumé ist eigentlich, wie der Name schon sagt, eine Zusammenfassung und beschreibt euren bisherigen Werdegang kurz und knapp auf einer Seite. Für Schulabgänger ist es deshalb ok, wenn sie ihren Lebenslauf mit Resumé betiteln.

Der CV, was für “Curriculum Vitae” steht, ist auf der anderen Seite eine ausführlichere Beschreibung eurer bisherigen Tätigkeiten und Leistungen. Wenn ihr schon ein paar Jahre Berufserfahrung habt und euch auf eine Festanstellung in Australien bewerbt, dann benennt euren Lebenslauf mit “CV”.

Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob ihr euren australischen Lebenslauf mit Resumé oder CV betiteln sollt, wählt am besten letzteres. Damit seid ihr garantiert auf der sicheren Seite.

Wichtige Infos zum CV (australischen Lebenslauf)

Behalte den Sinn und Zweck des CV’s im Hinterkopf

Der Lebenslauf wird bei größeren Firmen hauptsächlich erst einmal von Leuten in der Personalabteilung gelesen, bei kleineren Firmen eventuell direkt von eurem zukünftigen Vorgesetzten. Gerade bei großen Firmen und Vermittlungsagenturen gehen täglich hunderte von Bewerbungen ein, die meistens nur kurz überflogen und dann im ‘Ja’ oder ‘Nein’ Stapel landen. Der Sinn und Zweck eures Lebenslaufs ist es natürlich in Ersteren zu gelangen und damit ein Bewerbungsgespräch zu sichern.

Wichtig zu wissen

  • Der Arbeitgeber muss innerhalb von 10 Sekunden sehen können, dass ihr die nötigen Skills für den Job habt.
  • In Australien wird generell mehr Wert auf Arbeitserfahrung und Referenzen als auf die Ausbildung gelegt.
  • Der Lebenslauf ist hier eher eine art ‘Werbebroschüre’ für eure Skills und Leistungen als eine reine Auflistung eurer bisherigen Arbeitgeber.

Ein guter australischer Lebenslauf ist

  • Nicht zu lang. (Max. 3 Seiten, je nachdem wie viel Berufserfahrung ihr habt)
  • Übersichtlich strukturiert und gut lesbar. Der Leser kann ihn überfliegen und gesuchte Informationen schnell finden.
  • Speziell auf den Job abgestimmt auf den ihr euch bewerbt und enthält nur relevante Informationen.
  • Enthält weder ein Foto von euch noch euer Alter, Geschlecht, Religion oder Staatsangehörigkeit. Um Diskriminierung vorzubeugen konzentriert sich der australische Lebenslauf komplett auf eure Fähigkeiten und Qualifikationen anstatt auf Aussehen oder Herkunft.

Welche Inhalte gehören in den australischen Lebenslauf / CV?

Arbeitserfahrung und Referenzen von Firmen vor Ort werden in Australien groß geschrieben und ist auch ein weit verbreitetes Auswahlkriterium für die Stellenvergabe. Als Ausländer hat man Anfangs beides erst mal nicht, deshalb ist es gut den Lebenslauf so aufzubauen, dass eure Fähigkeiten und Qualifikationen in den Vordergrund gestellt werden, gefolgt von den Firmen für die ihr bisher gearbeitet habt.

Diesen speziellen Aufbau des Resumes nennt man ‘functional’ oder auch ‘Skills based’. Er ist definitiv eure beste Wahl, wenn ihr euch in Australien auf einen Fulltime-Job bewerben wollt.

Hier ein Beispiel für einen ‘Skills’-betonten Lebenslauf:

Inhalte und Aufbau

1. Eure Kontaktdaten

  • Euer Name. Wenn ihr einen gängigen Namen habt ist es ratsam euch zum Beispiel durch die Angabe eures zweiten Vornamens (kann auch abgekürzt sein wie im Beispiel oben) von anderen Bewerbern abzuheben.
  • Eure Adresse sollte eine permanente Adresse in Australien sein, kein Hostel.
  • Eine Telefonnummer unter der ihr zu erreichen seid. Ausländische Rufnummern kommen weniger gut an und werden so gut wie nie angerufen. Wenn ihr euch von Deutschland aus auf einen Job in Australien bewerbt könnt ihr euch eine australische Nummer über Skype zulegen. Das sieht professioneller aus und ihr macht es damit nicht ganz so offensichtlich, dass ihr noch nicht vor Ort seid. Geht ein Anruf ein könnt ihr ihn einfach auf eure deutsche Nummer umleiten lassen.
  • Eine seriöse Email Adresse. Verwendet eine Email Adresse mit eurem vollen Namen und nicht eurem Spitznamen oder sonstiges. Ein gutes Beispiel ist: Vorname.Nachname@gmail.com, eher nicht Iloveparty@hotmail.com oder sweety25@yahoo.com. Wenn ihr dafür eine neue Email Adresse einrichten müsst, dann kann ich euch Googlemail (Gmail) empfehlen. Das ist kostenlos und man wird nicht mit Werbung bombardiert so wie bei anderen Anbietern. Vergesst nicht eine Umleitung zu dem Postfach einzurichten, das ihr am meisten nutzt. Ihr wollt ja schließlich keine Antwort auf eure Bewerbung verpassen.
  • Ein Link zu eurem (ausführlicheren) LinkedIn Profil kommt immer gut an.

 2. Drei bis vier kurze Stichwörter die eure Fähigkeiten (Key Strenghts) beschreiben

Behandelt diesen Teil wie eine Art Unterüberschrift über euch. Wodurch hebt ihr euch von anderen Bewerbern ab? Listet ausschließlich Dinge, die in Zusammenhang stehen mit dem Job, auf den ihr euch bewerbt!

Zum Beispiel:

  • Habt ihr Auslandserfahrung? Habt ihr normalerweise ja automatisch wenn ihr aus Deutschland kommt. Ihr könntet also wie im Beispiel oben angegeben Global Experience oder International Work Experience auflisten.
  • Sprecht ihr mehr als eine Sprache? (Geh ich mal davon aus mit Englisch und Deutsch…) Gebt Bilingual als Skill an, wenn es für den Job relevant ist.
  • Habt ihr euch im Studium oder bei eurem letzten Arbeitgeber auf eine bestimmte Richtung spezialisiert? Wenn ihr euch beispielsweise als Web Developer bewerbt und in der Stellenanzeige groß damit geworben wird, dass ein HTML5 Fachmann gesucht wird, ist es gut es hier direkt als Skill anzugeben.
  • Welche Fähigkeit hebt euch von anderen ab? Handelt es sich um eine Stelle, die viel Kundenkontakt mit sich bringt dann könnt ihr hier sowas wie Customer Support Expert angeben. Vorausgesetzt natürlich ihr habt auch tatsächlich Erfahrung darin.

3. Kurze Zusammenfassung über Fähigkeiten und Ziele (nennt sich ‘Objective’ oder ‘Personal statement’)

Fasst kurz in ein paar Sätzen zusammen was ihr könnt und wie euer Arbeitgeber durch euch profitieren würde wenn er euch einstellt. Welche und wieviel Arbeitserfahrung habt ihr schon und was sind eure persönlichen Ziele (in dem Job auf den ihr euch bewerbt oder aber auch längerfristige Karriereziele).

4. Listet fünf bis sechs eurer Skills, die im Zusammenhang mit der Jobausschreibung stehen

  • Schreibt kurz aber präzise.
  • Listet Fähigkeiten, die euch beschreiben. (z.B. ‘Able to effectively communicate…’)

5. Habt ihr Qualifikationen oder Fortbildungen (‘Training & Education’)?

  • Studium
  • Workshops
  • Weiterbildungen bei vorherigen Arbeitgebern
  • Persönliche Fortbildungen (z.B. Kurse im Internet)

6. Seid ihr Mitglied in Vereinen oder Interessenverbänden?

Hiermit lässt sich gut unterstreichen, dass ihr eure Arbeit als wichtig betrachtet und ihr euch in eurem Arbeitsfeld engagiert.

7. Auflistung eurer Arbeitserfahrung und Erfolge

  • Liste bisherige Jobs in umgekehrt chronologischer Reihenfolge. Dein letzter Arbeitgeber steht also ganz oben.
  • Zu jedem Punkt gehört euer Jobtitel, der Zeitraum in dem ihr für die Firma gearbeitet habt und der Standort. Habt ihr im Ausland gearbeitet, belasst es bei der Angabe vom Land, z.B. ‘Germany‘. Wenn ihr schon Arbeitserfahrung in Australien habt erwähnt die Stadt und das Land, z.B. ‘Perth, Australia‘.
  • Schreibt einen kurzen Satz über die Firma. Gerade wenn ihr vorher bei deutschen Unternehmen gearbeitet habt, hat euer Leser oft keine Ahnung, um was für eine Firma es sich dabei handelt. Erklärt kurz wie groß das Unternehmen ist und was es macht.
  • Füge zu jedem deiner Jobs ‘Achievements‘ hinzu. Damit hebt ihr euch von anderen Kandidaten ab, die eventuell ähnlich gute Qualifikationen haben. Stellt euch dabei die Frage ‘Was habe ich in meinen vorherigen Jobs erfolgreich geschafft bzw. erreicht?’. Das kann alles Mögliche sein, normalerweise etwas, das einen bleibenden Eindruck bei eurer Firma oder deren Kunden hinterlassen hat. Beispiele dafür sind Dinge, für die ihr euch besonders eingesetzt habt, die ihr gestaltet oder designed habt. Dadurch habt ihr immer die Nase vorne und einen wesentlichen Vorteil zu euren Mitbewerbern, da ihr konkrete Beispiele gebt was ihr für bisherige Arbeitgeber geleistet habt.
    Beispiele dafür sind:
    “Zuständig für gesamte Kommunikation mit dem Kunden und führte das Projekt XY erfolgreich im gegebenen Zeitrahmen zu Ende.”
    “Steigerte durch komplettes Re-design der Webseite XY die Besucherrate um 20%.”
    “Erhöhte die Verkaufsrate durch Verbraucherumfragen um 30% innerhalb von einem halben Jahr”.
  • Beschreibe Arbeitserfolge mit Zahlen und numerischen Angaben (z.B. Managed 30 customers in 5 different countries…, 20% increase of sales…).

8. Anderweitige nennenswerte Fähigkeiten

  • Sprachkenntnisse?
  • Hobbies die relevant für den Job sein könnten, auf den ihr euch bewerbt?
  • Führerschein (falls relevant).

9. Referenzen von vorherigen Arbeitgebern

Referenzen werden in Australien groß geschrieben, vor allem solche von Firmen vor Ort. Für uns hört sich das oft komisch an, aber für Australier ist es gang und gäbe sich bei euren vorherigen Arbeitgebern über euch zu erkundigen, per Telefonanruf. Da kommt dann oft die Frage auf ‘Would you employ this person again?’…

Stellt also sicher wenn ihr australische Referenzen angebt:

  • Dass ihr die jeweilige Person gefragt habt ob es ok ist, sie als Referenz zu listen.
  • Dass die Person hauptsächlich positive Dinge über euch zu sagen hat.

Es kann hier auch angegeben werden ‘Referees provided on request’. Das ist aber nur ratsam, wenn man diese dann auch tatsächlich vorweisen kann. Habt ihr noch keine oder erst wenig Arbeitserfahrung in Oz, kommt es oft besser wenn ihr die Referees direkt auflistet.

Wenn ihr vorher im Ausland / in Deutschland gearbeitet habt, lasst euch Bestätigungen oder ein kurzes Arbeitszeugnis von euren Vorgesetzten (oder auch Kollegen) auf LinkedIn schreiben. Je mehr ihr davon habt, desto besser. Auf Englisch versteht sich. Ausländische Kontakte als Referees anzugeben bringt kaum etwas, da die wenigsten Leute im Ausland anrufen werden. Wie auch im Beispiel oben angegeben könnt ihr dann einen Verweis zu LinkedIn setzen à la ‘See written recommendation on my LinkedIn profile (www.linkedin.com/euerName)’.

Was solltet ihr unbedingt tun bevor ihr die Bewerbung abschickt?

  • Prüfe auf Rechtschreibfehler. Lese dir die gesamte Bewerbung selber mehrmals laut vor. Es schadet auch nicht Freunde oder Bekannte drüber lesen zu lassen. Rechtschreib- oder Tippfehler kommen als ‘schlampig’ rüber und werden oft mit mangelndem Qualitätsanspruch und wenig Engagement für den Job assoziiert.
  • Wenn ihr euren Lebenslauf speichert, benutzt euren Namen, also zum Beispiel ‘James-Smith-Resume.pdf’, anstatt ihn nur ‘Resume.pdf’ oder ‘CV.pdf’ zu nennen. Das hört sich jetzt vielleicht pingelig an aber es kann selbst an einer so kleinen Sache scheitern. Recruiters are lazy. Sie haben keine Zeit oder Geduld Dateien umzubenennen und da kann es schon mal vorkommen, dass eine Bewerbung deshalb abgelehnt wird.
  • Wenn ihr euch per Email bewerbt, schreibt den Job Titel in die Betreffzeile damit der Leser sofort weiß, worum es geht. Eure Bewerbung soll ja auf dem richtigen Schreibtisch landen.

Nächster Artikel: Nutzt eure deutschen Sprachkenntnisse bei der Bewerbung


Chrissy

Ich komme ursprünglich aus München und arbeite, wenn ich nicht gerade an dem RausnachAUS Blog schreibe, als Web Designer. Eine meiner grössten Leidenschaften ist das Reisen und ich lebe seit mittlerweile 4 Jahren in der europäisch(st)en Metropole Australiens, Melbourne.

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